Geschichten rund um die Kunst
Mitbegründer des Düsseldorfer Künstler e.V. verstorben Herzliches Gedenken an Willi Koch Er war ein wunderbarer Mensch, Freund und Künstler und verstarb zu unserer tiefsten Trauer am 11. November 2015. Willi Koch hat den Düsseldorfer Künstler e.V. mit begründet und hat mit scharfem Blick und sicherem Kunstverstand darüber gewacht, wer in unseren Verein aufgenommen wurde. Als großartiger Zeichner und Fotograf hat Willi Koch die Ausstellungen des Düsseldorfer Künstler e.V. bereichert. Er hatte eine ganz eigene, unverwechselbare Sicht auf die Dinge, die er mit seiner Kamera eingefangen hat. Das wird für immer bleiben. Und auch an seinen feinen Humor werden sich alle, die ihm nah waren, erinnern. Diesen Humor hat er trotz seiner schweren Krankheit bis zuletzt behalten, und über seinen Todeszeitpunkt hätte er als Rheinländer sicher selbst am meisten geschmunzelt: 11.11.2015. Es fällt schwer ihn in eine andere Welt ziehen zu lassen, von der wir hoffen, dass sie ein guter und friedlicher Ort ist. Vera Sattler |
KommandoKartenKunst 2012
Gewonnen: Sabine Kroggel Das Voting ist beendet, die Stimmen sind ausgezählt – die Düsseldorfer haben entschieden. Mit großer Mehrheit wählten die Besucher der Website www.duesseldorfer-kuenstler.de den Hasen mit Engelsflügeln von Sabine Kroggel zu ihrem Favoriten. Insgesamt 18 Künstler hatten ihre Entwürfe eingereicht. Rund einen Monat lang konnten die User über ihren Lieblings-Entwurf zum Thema Götterdämmerung abstimmen. Im Vergleich zu unserem Wettbewerb im letzten Jahr haben sich noch viel mehr Besucher unserer Seite an der Abstimmung beteiligt. Damit hat unser Vorhaben, möglichst viele Menschen für „Düsseldorfer“ Kunst zu interessieren und ihnen ein interaktives Mitspracherecht zu ermöglichen gut funktioniert. EsÂÂÂÂÂÂ war sehr spannend zu verfolgen, wie die öffentliche Meinung die vorgestellten Werke beurteilt hat. Neben herzlichen Glückwünschen nahm Sabine Kroggel am 26. Oktober ihren Gewinn entgegen – einen Materialgutschein des Künstlerbedarfs Boesner in Düsseldorf. Geschäftsführer Christoph Klümpen hatte bereits im letzten Jahr die Aktion KommandoKartenKunst unterstützt. „Ein wirklich sinnvoller Gewinn“, so Sabine Kroggel, „Keilrahmen, Farben, Pinsel verschlingen eine Menge Geld, da ist jede Hilfe sehr willkommen“. Der Hase mit den Engelsflügeln wird nun in limitierter Auflage auf Postkarten gedruckt und im Stadtgebiet verteilt. |
Sabine Kroggel freut sich über den Materialgutschein von Christoph Klümpen, Geschäftsführer Boesner Düsseldorf |
Stromkästen auf den Carlsplatz MaJo's treiben es bunt Notwendiges muss nicht hässlich sein. So präsentieren sich die Stromkästen auf dem Carlsplatz jetzt mindestens so lebhaft und bunt wie das Treiben auf dem Markt. Den Händlern des Wochenmarktes in der Altstadt waren die schmuddelgrauen und mit Schmierereien versehenen Kästen schon lange ein Dorn im Auge. In Gesprächen mit den Stadtwerken kam man überein, statt eines neuen Anstrichs eine künstlerische Gestaltung in Auftrag zu geben. Engagiert wurde das in Düsseldorf für seine Graffiti bekannte Künstlerduo Majo Brothers Marc und Joe Hennig. Mit ihren Sprühdosen haben die Brüder das Marktangebot auf ihre unverwechselbare Weise inszeniert und dem unmittelbaren Umfeld zugeordnet: Der Kasten beim Blumenhändler zeigt Blumen; ebenso verhält es sich mit Motiven wie Obst und Gemüse, Fisch oder Käse. Zwölf Stunden haben die Majo’s für die Verschönerungsaktion gebraucht. Bei der Übergabe der Kunst-Kästen zeigten sich Christina Näckel und Denis Hagenkötter von den Stadtwerken Düsseldorf ebenso beeindruckt wie der Geschäftsführer des Wochmarktes Dieter Deimel, der sich im Namen der Markthändler über die Stadtwerkespende freute. Für die Düsseldorfer Künstler Marc und Joe Hennig war der größte Lohn die positive Resonanz aller Beteiligten und der Marktbesucher: „Es ist schön, wie die Menschen auf unsere Motive reagieren. Graffiti sind oftmals als reine Schmiererei verpönt. Hier zeigen wir, dass die Sprayerkultur auch eine Kunst ist“, so Marc Hennig. Zufrieden sind auch die Markthändler, von denen einige bereits überlegen, ihren Marktanhänger entsprechend verschönern zu lassen. |
Auf zwei Doppelseiten katapultiert Martin Scott Er inszeniert seine Motive unverwechselbar auf ganz eigene Weise. Da ist ein Entführungsopfer unter „Pömpelbeschuss“, da ragen Gliedmaßen aus der Wand. Und obwohl bisweilen Blut fließt, Klebeband den Hitlergruß verhindert oder die Pistole an der Schläfe sitzt - seine Fotografien haben eine große Ästhetik und Prägnanz. Mit einem Badewannen-Foto hat Martin Scott beim theprintspace-Fotowettbewerb den ersten Preis geholt. Auf der renommierten BARCELONA SHOWCASE International Exhibition of Painting & Photography 2011 zeigte er vier Fotografien. Jetzt ist er auf zwei Doppelseiten im online Art-Magazin catapult präsent. http://www.magcloud.com/browse/issue/351082 Seite 60 - 64. Martin Scott ist auf einem guten Weg, der ihn im Sommer auch nach England führt: Vom 14. bis 27. August stellt er 5 Werke in der Brick Lane Gallery in London aus. Die Gallerie hat übrigens auch Banksy in ihrer Künstlerriege! |
Jahresschau Verbunt-Jugendkunst "So kommt die Kunst zum "Kind" Von Vera Sattler. Was nützen Kunst- und Kulturangebote, wenn sie nicht diejenigen erreichen, für die sie gedacht sind? Wenn also der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen. Deshalb fährt Verbunt – Jugendkunst Düsseldorf e.V. von Beginn an ein zweigleisiges Konzept. Einerseits steht das künstlerische und soziokulturelle Programm für Schulen, Freizeit- und Kultureinrichtungen, bei Straßenfesten und Feiern zur Verfügung. Kultur statt Rumhängen Kostet nix, Material inklusive Da kann man mal sehen Fotos von oben nach unten: Selbst während der Jahresausstellung wurde fleißig gewerkelt Mit einer selbst gebauten Siebdruckpresse werden T-Shirts nach eigenen Entwürfen bedruckt Auch Tanzen steht auf dem Programm, beispielsweise "Open Mic", ein offenes HipHop/Musik-Angebot Von der Idee bis zum Schnitt realisieren Jugendliche spannende Filme, hier eingebunden in eine Installation |
Ein Stück Kunstgeschichte Freigang - Kunst im Knast Das gab es noch nie zuvor in Düsseldorf: 58 Düsseldorfer Künstlerinnen und Künstler haben im ehemaligen Jugendhaus der JVA Ulmer Höh' ihre Zellen bezogen und sie in Kunst-Räume verwandelt. Nach zwei Ausstellungstagen in der JVA Düsseldorf nur soviel: ein unglaublicher Erfolg! Ein nicht enden wollender Besucherstrom. Über 2000 Personen haben den Kunstrundgang an diesem hochsensiblen Ort absolvieren können, gewollt hätten es noch weit mehr. Anerkennende Worte beim Verlassen des Gebäudes. Alle zeigten sich beeindruckt von dem, was die Künstler in den Zellen zum Thema "Freigang - Kunst im Knast" geboten haben und natürlich von den Räumlichkeiten selber. Alles in Allem - ein Stück Kunst-Geschichte, das so nicht noch einmal stattfinden wird. Wir bedanken uns beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW für die Erlaubnis, dass wir hier ausstellen durften, dem Bauaufsichtsamt für die erforderlichen Genehmigungen, dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf für die finanzielle Förderung. Wir bedanken uns bei allen Besuchern, dass sie trotz der teilweise erheblichen Wartezeiten nicht Laune und Nerven verloren haben. Wir bitten alle um Nachsicht, die wir nicht in den Knast lassen konnten - die Sicherheitsauflagen waren eindeutig und strikt zu befolgen. Wir sagen Anna Schwarz herzlichen Dank für die Fotos rechts und den Medien für ihre Unterstützung in Wort und Bild: Hier nur einige Beispiele: RP Online, CityLife und Center-TV |
Kunstwerk von Ben Mathis Dschungelkamp in Essen Hier ekelt sich nicht völlig sinnfrei die B-Prominenz. In diesem Dschungel auf einer Häuserfassade an der Witteringstraße in Essen leben einträchtig Tiger, Affen, Gürteltier und noch so manch andere Lebewesen in wirklich wichtiger Mission: Es gilt den Regenwald zu retten. Geschaffen hat das imposante Kunstwerk Ben Mathis, den man auch von der Gestaltung einiger Häuserfassaden in der Düsseldorfer Kiefernstraße kennt. |
GRÜNE starten neue Initiative Legale Graffiti-Flächen für Düsseldorfs Jugend Von Vera Sattler.Die Zwischenergebnisse des Graffiti-Schlichtungsprojekts "Düsseldorf Petring fordert: "Auch Jugendliche sollten in unserer Stadt im Bereich Kunst ernst genommen werden. Die CDU muss nun endlich Bereitschaft signalisieren, entsprechende Konzepte umzusetzen, mit denen andere Städte bereits gute Erfahrungen gemacht haben." |
Prärie in der Herzogstraße Düsseldorf wird bunt Von Eve Sattler.Spätestens seit der Auszählung des ersten KommandoKartenKunst ist klar: Die Düsseldorfer mögen Graffitis, mögen bunte Bilder an ihren Hauswänden und in ihren Hinterhöfen. Nicht nur der Entwurf der MaJo-Brothers , den die User von duesseldorfer-kuenstler als Favoriten gewählt haben, wird in diesen Monat großflächig realisiert, auch in Friedrichstadt färbt sich die Stadt bunt. Zusammen mit zwei Kollegen hat zuletzt Alex Weuffen – Miroh – eine Wand im Hinterhof an der Herzogstraße 83 bemalt. Auftraggeber des Wild-West-Motivs war Siegfried Wüster, der seit 10 Jahren hier den Getränkehandel „Durstbunker“ betreibt. „Ich habe das in erster Linie nicht für mich in Auftrag gegeben, sondern wollte die jungen Künstler unterstützen“, erzählt Wüster. „Ich finde das Bild, was da entstanden ist, sehr gut, auch meine Kunden sind begeistert. Vor allem die Älteren. Die mögen das typische Gekritzel bzw. die Tags zwar nicht, aber sobald ganze Bilder zu sehen sind, finden sie das toll.“ Zu sehen ist hier nun eine steinige Prärie, flankiert von stattlichen Kriegern. In ihrer Mitte erhebt sich ein großer Geier, in seinen Klauen hält er eine Kette, an deren Ende das Logo der Fortuna-Düsseldorf hängt. Realisiert wurde das Bild von Weuffen, Adam Stachon , bädboy und amsl, allerdings entwickelte sich Arbeit an dem rund 12 Quadratmeter großen Bild mehr und mehr zum Gruppenprojekt der Nachbarschaft. „Die Leute, die ihre Getränke kaufen wollten, blieben stehen und schauten uns zu. Viele hatten Anregungen und Wünsche. Deswegen thront nun auch das Fortuna-Symbol mitten in der Wild-West-Prärie, woanders versteckt sich noch ein Gecko“, berichtet Weuffen. Auf die sonstige Indianer-Szenerie kam er nicht von ungefähr: „Hier war schon ein Bild an der Wand, aber wir hatten die Idee, hier etwas ganz Neues zu machen. Weil der Hintergrund ohnehin orange war, kamen wir auf das Wüsten-Indianer-Panorama.“ Jetzt würde er gerne noch eine weitere Szene auf der gegenüberliegenden Wand realisieren, „aber diesmal mit Cowboys“. Den Hinterhof teilt sich der Durstbunker mit der Werkstatt der Autopflege Düsseldorf. Auch hier ist man begeistert von der bunten Fassade, schließlich erfüllt es die schlichte Szenerie mit Leben. „Wir haben hier zwar nicht so berühmte Hinterhöfe wie Berlin oder München, aber auch bei uns gibt es einiges zu entdecken, wie man sieht“, resümiert ein Passant. Recht hat er. |
Kunstaktion in der Unterführung Mit Farbe gegen die Wand Von Eve Sattler. Zum vorerst letzten Mal riefen die Freiräume für Bewegungzur Kunstaktion in der Unterführung an der Ellerstraße. 30 Künstler und Künstlerinnen füllten die letzten freien Flächen zwischen den Brückenpfeilern. Jetzt erstreckt sich eine ungewöhnliche Bildergalerie auf beiden Seiten der Straße. Die Aktion lief bis in die späten Abendstunden, Anwohner und Besucher freuten sich über das spontane Straßenfest mit vegetarischen Büffet und Livemusik. Klaus Klinger ist im Stress. Seit Freitag ist der Künstler an der Arbeit. Diesmal soll es keine reine Graffiti-Aktion werden. Zusammen mit Joe Hennig hatte er verschiedene Kunstschaffende der Stadt zum Event am Samstag. 14.07.2011 geladen. Wie bei den vorangegangenen Aktionen lautet auch diesmal das Thema: Wem gehört die Stadt? Die Vorgaben dazu: figürlich arbeiten, keine Schriften, keine reine Selbstverwirklichung. Immerhin soll es ein Geschenk an die Stadt beziehungsweise die Bundesbahn sein; beide wurden wie bei den vergangenen Situationen schriftlich über das großzügige „Präsent“ informiert, rührten sich aber nicht. Entsprechend richteten die „Freiräumler“ auch eine Plakatwand ein, die in Zukunft mit verschiedenen Inhalten bespielt wird. „Es ist sozusagen unser Kontrapunkt zu den anderen Werbeplakaten hier im Tunnel“, erklärt Klinger. Ohne den Einsatz von Künstlern und Ehrenamtlichen wäre Verschönerung nicht zu machen gewesen. Rund 8.000 Euro kamen vom Kulturamt und (Soziokultur). „Die Leute arbeiten hier alle umsonst, bringen zum Teil sogar ihr eigenes Material mit. Und dass, obwohl die Stadt bei vergleichbaren Projekten viel mehr Geld bereitgestellt hat.“ Klinger spielt damit auf eine Unterführung an der Gerresheimer Straße an. Deren „künstlerische Bearbeitung“ ließ sich die Stadt rund 80.000 Euro kosten. Während diese Umgestaltung eher unbeachtet verlief, nahmen die Passanten an der Ellerstraße regen Anteil. „Das muss man erst mal können“, raunt ein älterer Herr seiner Begleiterin zu, als beide Vialibre zuschauen, wie er seine ersten Striche mit der Dose zieht. Der 33-jährige Künstler aus Venezuela ist seit drei Monaten in Deutschland, hat zwei Ausstellungen in Frankfurt. Als er Kontakt mit Klaus Klinger aufnahm, lud dieser ihn ein, sich auf der Ellerstraße zu engagieren. Er freut sich sehr darüber, die Aktion unterstützen zu können. Mit seinem Bild prangert er die Missstände einer modernen, kapitalistischen Welt an. „Die Probleme sind universell“, erklärt er. „Dass die Menschen zu viel arbeiten für zu wenig Geld, ist in Düsseldorf wie in Venezuela Tatsache. Die Menschen leben in einem Käfig. Es ist unmöglich, den gewünschten Status zu leben“, so Vialibre. „Aber es ist eine sehr schöne Stadt“, setzt er grinsend hinzu. Die Menge der Künstler, die auf Leitern oder Kästen stehen, ihre Arbeiten mit Pinsel oder Dose an die Wand bringen, teilweise auch Holzelemente im feuchten Stein verankern, macht ihm Spaß. Gegenüber unterhält sich der Düsseldorfer Street-Artist und Fotograf Ami mit einem Passanten. Der erzählt ihm gerade, dass sein Sohn immer Angst hatte, nach der Schule durch die Unterführung zu laufen. Viel zu unheimlich sei das gewesen. „Jetzt mit Bildern ist es viel besser“, sagt er und schlägt prompt drei, vier andere „unheimliche“ Unterführungen im Stadtgebiet vor. Auch Amis Bild ist eine Interpretation der Frage, wem die Stadt gehört. Zusammen mit Adam Stachon hat der 34-Jährige augenzwinkernd zwei Sprayer-Figuren vor die nächtliche Skyline von Düsseldorf platziert. „Man kann uns eben nicht aufhalten“, erklärt Ami schelmisch sein Motiv, „denn uns gehört die Stadt.“ (Fotos Marcel Göhmann) |
Graffiti in Galerie
World of Stickers
Von Vera Sattler. Es ist ja nicht so einfach Graffiti in Galerien zu präsentieren, schließlich ist der Malgrund meist der öffentliche Raum. Ein kleiner Brückenschlag ist dem Kunst- und Kulturverein Metzgerei Schnitzel gelungen. Er hatte die Künstler der weltweiten Graffiti-Szene zur globalen Sticker-Aktion aufgerufen. Aus aller Herren Länder schickten Graffiti- und Streetartkünstler Ihre künstlerische "Visitenkarte". Schriftzüge, Kürzel, Motive, in Farbe und Schwarzweiß füllten innerhalb kurzer Zeit die vorbereitete Weltkarte in der Brause. Da liess sich bei der näheren Betrachtung das oft gewaltige kreative und künstlerische Potential erkennen.
Neben Sticker aus USA, Australien, Dubei, Italien, Frankreich (um nur einige Länder zu nennen)
waren für Deutschland auch die Düsseldorfer Künstler Joe Hennig und Alexander Weuffen beteiligt. Insgesamt eine ebenso originelle wie viel beachtete Initiative, das bescheinigten die zahlreichen Besucher der Vernissage und während der Ausstellungsdauer. Streetartkünstler Sebastian Kalitzki hat die Aktion In einem Video festgehalten.
Schöner wenn erlaubt?
Freiflächen für Graffiti
Fotos
Oben:
Ergebnis eines Graffiti Workshops am „S-Bahnhof Düsseldorf-Rath“; gestaltet mit Jugendlichen der Jugendberufshilfe Düsseldorf 2008
Mitte:
Außenmauer eines privaten Firmengeländes in Düsseldorf Hamm; gestaltet von internationalen Künstlern, Base 23 aus Berlin
Unten:
Auftragsarbeit von den MaJo Brothers an einer Scheune in der Eifel, links Joe Hennig, rechts Marc Hennig/ Foto Udo HavekostVon Vera Sattler. Ihr Werkzeug sind Spraydosen, ihr Revier Flächen und Fassaden im öffentlichen und privaten Raum, und es geschieht meist über Nacht: Die Zeugnisse der Graffiti-Akteure spiegeln die ganze Palette von einfachen Signaturkürzeln (Tags) bis zu kunstvollen Bildern (Pieces). Von einigen betrachtet als purer Vandalismus, von anderen als urbane Kunstform bewertet. Eines haben die gesprühten Hinterlassenschaften gemeinsam: sie sind illegal. Das wollen die Düsseldorfer Grünen nun ändern und plädieren für die Freigabe von städtischen Flächen für den künstlerischen Aerosolstoß. Dahinter steht die Überlegung, dass es so weniger verbotene Wandmalereien im Stadtbild geben wird. Kann das funktionieren, oder liegt nicht geradeim Verbotenen der Reiz? Müssen vielmehr härtere
Strafen her, um der Graffiti-Flut Einhalt zu gebieten? Oder braucht die Kunstform grundsätzlich mehr Akzeptanz? Was sagen Insider wie die Graffiti-Künstler Marc und Joe Hennig, die unter dem Namen MaJo-Brothers seit vielen Jahren in der Graffiti- und Streetart-Szene zuhause sind und unter anderem einen wesentlichen Beitrag zur fulminanten Fassadengestaltung in der Kiefernstraße geleistet haben. Joe Hennig ist außerdem Mitbegründer von duesseldorfer-kuenstler.de, eine Internet-Plattform, die neben allen Genres der bildenden Kunst auch Streetart- und Graffiti-Künstlern eine Bühne bietet.
Was motiviert Sprayer? Ist der Reiz des Verbotenen ausschlaggebend, der Nervenkitzel eventuell erwischt zu werden? Oder liegt die Motivation eher in der Kreativität und Gruppenzugehörigkeit?MaJo-Brothers:Wenn wir von Graffiti sprechen, sprechen wir in der
Regel von Jugendlichen.
Bei diesen Sprayern steht klar der Wunsch im Vordergrund, sich künstlerisch auszudrücken und sich kreativ am Stadtbild und der Umwelt beteiligen zu dürfen; man möchte akzeptiert werden und Aufmerksamkeit erhalten. Das eigentliche Problem ist, dass die Jugend nicht wirklich wahr genommen und nicht toleriert wird.
Kann die Bereitstellung von Flächen das illegale Sprayen eindämmen?
MaJo-Brothers: Sicherlich werden die Schmierereien nicht komplett aus dem Stadtbild verschwinden. Schmierereien haben aber auch nichts mit Graffiti zu tun, die ja einen hohen künstlerischen Anspruch haben.Graffitis brauchen die nötige Zeit zum Entstehen und den dafür richtigen Ort. Der ‚kriminelle‘ Druck und wenig Zeit erzeugen eben jene schnell hin gerotzten Schmierereien. Im Grunde liefern die bereitgestellten Flächen den Beweis, dass solche genutzt werden und das kreative Potential in bildhafte Kanäle lenkt; dafür gibt es genügend Beispiele überall in NRW.
Müssen härtere Strafen her oder gibt es andere Ideen, die Sprayer aus der Illegalität holen können?
MaJo-Brothers: Zunächst einmal geht es darum, die Jungendlichen überhaupt ernst und wahr zu nehmen, und sie nicht zu verscheuchen. Die Jugend braucht Orte, an denen sie sich treffen und ihren Interessen nachgehen können, sei es Skaterplatz, Hall of Fame oder eben die Wand, um sich kreativ auszutoben. Wir würden es daher begrüßen, wenn eben jene Orte installiert würden um Raum zu schaffen, Raum in und an dem sich die Jugend frei entfalten kann. Mit Repression und Strafen erreichen wir nur einen Umkehreffekt und mehr Illegalität; das ist unserer Meinung nach eine ganz einfache Rechnung.
Braucht die Öffentlichkeit mehr Informationen und Berührungspunkte, um Graffiti als Kunstform begreifen und akzeptieren zu können?
MAJoBrothers: Graffiti ist eine kreative Ausdrucksform und natürlich gibt es ganz unterschiedliche Prägungen. Hakenkreuze und Fortuna-Fan-Kritzeleien haben mit den eigentlichen Graffiti, deren Ursprung ja bis in die Antike reicht, nichts gemeinsam, hierfür sollte wohl eher das Wort Schmiererei benutzt werden. Die Definition von Graffiti spielt eine wichtige Rolle. Legale Flächen von Könnern gestaltet bewirken automatisch Aufmerksamkeit. Hätten wir solche im Düsseldorfer Stadtbild würde automatisch auch die Akzeptanz von Graffiti beim Betrachter steigen und damit auch die Toleranz für die Jugendlichen.
Den Jugendlichen der Stadt mehr Aktionsraum bieten möchte auch der 2010 gegründete Verein Verbunt - Jungendkunst Düsseldorf e.V., zu dessen Mitgründern Marc und Joe Hennig zählen. Mit alltagsorientierten künstlerischen Angeboten unterstützt der Verein, gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Gestaltung, Film, Tanz, Theater und Musik interessierte junge Menschen. Auch Graffiti in seinen vielen Stilrichtungen steht auf dem Programm. In Ausstellungen wird das kreative Potential aktueller Jugendkunst in Düsseldorf präsentiert. Düsseldorf, 26.01.2011
Spannendes Programm
Dirk Balke übernimmt Arteck
Seit fast 30 Jahren bietet die Galerie Arteck am Gräfrather Marktplatz in Solingen der aktuellen bildenden Kunst eine attraktive Bühne. Vom Maler und Grafiker Jan Boomers einst gegründet, führte nach seinem Tod im Jahr 1999 seine Ehefrau Ruth mit Unterstützung ihres Sohnes, Dr. Jan Boomers, die Galerie weiter. Jetzt mit fast 83 Jahren möchte Ruth Boomers etwas kürzer treten; der Künstler Dirk Balke leitet mit Beginn des Jahres 2011 nun die Geschicke der Galerie. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dirk Balke einen engagierten Nachfolger haben, der unsere Arbeit mit neuen Ideen und frischem Wind fortführen wird“, so Ruth Boomers. Bis zu 10 Ausstellungen im Jahr hat er geplant. Er wird Kunstschaffende aus der Umgebung und vielversprechende Talente aus den umliegenden Kunstakademien präsentieren. Außerdem wird Balke hervorragende Künstler aus dem Ausland in die Region holen. Dabei setzt er den Schwerpunkt auf Akteure, die die Gegenständliche Malerei mit Abstraktion zu verbinden wissen. Zum Auftakt zeigt Arteck am 3.2. 2011 den Künstler Wolf D. Lipka unter dem Titel ,,,move```. (Foto, von links: Dirk Balke, Ruth Boomers, Dr. Jan Boomers)
Zigarettenautomat als Kunstort
Kunst zum Ziehen
Kunst im Miniformat - großartig die Idee zur Vermarktung: Die Grafikerin Julia Brück verkauft ihre kleinen Werke ausschließlich via Zigarettenautomat. Ein Automat ist im Innenhof Hansaallee 240 in Oberkassel angebracht. Ein zweiter im Münstermann-Kontor an der Hohestraße 11. In ganz NRW hat Brück ihre Kunst-Automaten installiert, bestückt mit ihren Arbeiten, die immer Bezug zur jeweiligen Region haben. Allein für Düsseldorf gibt es rund 20 unterschiedliche Motive, alle von der Künstlerin in Handarbeit hergestellt. Sechs Euro kostet eine "Schachtel" Kunst, die garantiert nicht der Gesundheit schadet und keinerlei Nebenwirkungen hat. Halt, stimmt nicht ganz: Es gibt bereits eine Fangemeinde, die alle Automaten besuchen und die Bildchen sammeln. Der Käufer weiß übrigens nicht, welches Kunstwerk er aus dem Automaten zieht.
Lüpertz' "Herkules" zieht um nach Duisburg
Göttlicher Gigant auf Reisen
Von Vera Sattler. Er heißt Herkules, ist 18 Meter hoch, 4,5 Meter breit und bringt 8,2 Tonnen auf die Waage. Die gigantische Aluminium-Skulptur von Markus Lüpertz wurde jetzt von Düsseldorf nach Gelsenkirchen transportiert. Und zwar häppchenweise: Kopf und Oberkörper wurden auf einem Tieflader gebettet, ein anderer trug die Beine. Dabei war es die Höhe des liegenden Giganten, die eine besondere Herausforderung darstellte. Die Fahrzeuge dürfen nur mit einer maximalen Höhe von 4,40 Meter unterwegs sein. Ein Jahr lang hat die Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf-Oberbilk an der Skulptur gearbeitet. Nach dem Transport erhält Herkules quasi eine Wirbelsäule aus Stahl. Anschließend werden Oberkörper und Beine wieder verschweißt, bevor Professor Lüpertz seinen starken Kerl bemalt. Erst dann kann der Sohn des Zeus in den Olymp, beziehungsweise seinen Platz auf dem Turm der Zeche Nordstern einnehmen, wo er symbolisch für den Umbau des Ruhrgebietes stehen wird. Die Enthüllung des markanten Wahrzeichens im Dezember wird gleichzeitig der Abschluss von Ruhr 2010 sein. Herkules kommt übrigens wie die damals heftig umstrittene Mozart-Figur in Salzburg mit nur einem Arm aus: „Ich habe die gleiche Leichtigkeit wie er“, äußerte Lüpertz damals in einem Vergleich mit Mozart. Ein wenig „genialer“ Lüpertz steckt auch in Herkules. Man weiß vom Künstler, dass er vom Geniegedanken geradezu besessen ist.